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Ein literarischer und etwas kurioser Abend vom Feinsten

Bernhard Weber und Jury Ott ließen im Pelzerhaus Klassiker aufleben / Spontane Programmänderungen inklusive

Emden. Dass die Gedichte und Lieder von Joachim Ringelnatz, Hans Albers, Kurt Tucholsky und Zarah Leander auch Jahrzehnte nach ihrer Entstehung nicht einfach vergessen werden sollten, erlebte eine handverlesene Zuhörerschaft am Samstagabend. Letztlich war es genau ein Dutzend, das sich den Schauspieler und Sänger Bernhard Weber anschauen und anhören wollte. Zusammen mit dem Akkordeonspieler Jury Ott aus der Ukraine lieferte der Hamburger Kleinkunstprofi ein zweistündiges Programm im Pelzerhaus ab.

Für das Gedicht „Arm Kräutchen“, besser bekannt als „Sauerampfer“, vom Kabarettisten Joachim Ringelnatz, benötigte Weber drei Anläufe. Der Text wollte nicht so recht sitzen. Erst nach der Pause zu Beginn der zweiten Hälfte klappte es. Sowieso erweckte das Duo den Eindruck, erst im zweiten Teil richtig aufzuleben. „Die Stimme muss erst warm werden“, so Weber. Der Schauspieler ließ es sich nicht nehmen, mit seinem Publikum zu plaudern, den Blickkontakt zu suchen oder kleine Späßchen zu treiben. Eigenwillig war die Darbietung. Mit den Worten „Für die Intellektuellen unter uns noch etwas Feines“, teilte er sein Publikum in zwei Gruppen. Nicht bei jedem kam das sogleich an. Was Weber dann aber ablieferte, war ganz nah am Original und entzückte.

Bühnenpräsenz zur Trauerbewältigung

Tiefe Einblicke gewährte Weber in seine Jahrzehnte lange Bühnenerfahrung zusammen mit seiner Frau Gunda. Besonders der Part von Zarah Leander wurde sonst von ihr im Programm vertont. Gunda Weber starb im November des letzten Jahres. Für die Verarbeitung der Trauer hilft ihm die Bühnenpräsenz, so Weber schon zu Beginn des Abends.

So war es auch verständlich, dass vielleicht nicht alles an diesem Abend zusammenpasste. Scheinbar spontane Programmänderungen brachten Jury Ott bei der Suche nach den richtigen Noten doch leicht ins Schwitzen. Weber gelang es aber mit seinem eigenwilligen Humor, das Publikum für sich zu gewinnen. Aus dem anfangs vereinzelnd zart aufkommenden Applaus wurde im zweiten Teil deutlich kräftiger Beifall. Ringelnatz' „Kindergebetchen“ und „Ich habe dich so lieb“ wurden genauso zum Besten gegeben wie „La Paloma“ von Hans Albers. Auf Wunsch einer Zuhörerin gab es spontan „Die Made“ von Heinz Ehrhardt. Stücke von Wilhelm Busch und Karl May folgten.

Freddy Quinn gab es auch. Weber, ein bekennender Fan von Quinns Stimme, sang „Die Gitarre und das Meer“ sowie „Junge, komm bald wieder“. Letztlich endete der launische Abend, der Lust darauf machte, sich doch noch mal durch die alten Lieder und Gedichte zu arbeiten. Mit einer Zigarette im Mund verabschiedete Weber jeden einzelnen Gast am Ausgang. Auch das gibt es nicht überall. Kleinkunst eben.

@ Emder Zeitung, 30.Januar 2018
 

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